Die immaterielle Welt

 

 

… So was hat ihm die Mutter erzählt.
Zum Beispiel: „Das einzige Neuland, das dir noch bleibt, ist die immaterielle Welt. Alles andere ist viel zu gut gesichert.“
Mit zu vielen Vorschriften umgeben.
Die immaterielle Welt, das war für sie das Internet, Filme, Musik, Geschichten, Kunst, Gerüche, Computerprogramme, alles, was man nicht anfassen kann. Virtuelle Realitäten. Fantasie, Kultur.
„Das Unwirkliche ist mächtiger als das Wirkliche.
Weil nichts so vollkommen ist, wie man es sich vorstellen kann.
Weil nur immaterielle Ideen, Begriffe, Überzeugungen, Träume von Dauer sind, Steine zerfallen, Holz vermodert. Menschen, nun ja, sterben.
Aber etwas so Zerbrechliches wie ein Traum, eine Legende, das hält ewig.

Wenn man das Denken der Menschen verändern kann, sagte sie. Das Bild, das sie von sich haben. Das Bild, das sie von der Welt haben. Wenn man das tut, verändert man auch das Leben der Menschen. Und das ist das einzige Dauerhafte das du schaffen kannst.
Im Übrigen, sagte die Mutter, werden deine Erinnerungen, deine Geschichten und Abenteuer eines Tages das Einzige sein, was dir noch geblieben ist…..

Aus Chuck Palahniuk  „Der Simulant“

 

Harter Tobak ist dieses Buch für mich. Eine andere Welt. Ich las es mit einer Mischung aus Faszination, Neugier, Abwehr, Ekel, … aber auch Erheiterung.  Auf jeden Fall mal was ganz Anderes.

 

 

Aus der Amazon.de-Redaktion

Das Schöne an Chuck Palahniuks Büchern ist: In ihnen findet jeder etwas, das er anstößig findet. Der Autor von Fight Club und zwei weiteren Romanen schreibt mit erfrischender Rücksichtslosigkeit, und seine Einfälle sind so gut, dass man problemlos Buchtitel daraus machen kann: Der Simulant heißt im Original Choke, weil die Hauptfigur Victor Mancini sein Geld damit verdient, in überteuerten Restaurants publikumswirksam zu ersticken — bis ein hilfsbereiter Mensch auftaucht, ihn rettet und ihn aus lauter Dankbarkeit für die Gelegenheit zu einer solchen Heldentat mit Geld überhäuft.

Und Victor benötigt dieses Geld dringend: Er muss seine Mutter unterhalten, die in einer psychiatrischen Klinik dahinsiecht. Von ihr hat er eine ganze Menge dysfunktionaler Charaktereigenschaften geerbt, darunter eine hemmungslose Gier nach Sex, die er nach Therapiesitzungen der Anonymen Sexabhängigen mit seinen Leidensgenossinnen auslebt. Dass es dabei nicht unbedingt romantisch und nicht wenig erotisch zugeht, dürfte Palahniuk-Leser kaum wundern.

Das zentrale Thema von Der Simulant heißt Sucht, die Sucht nach Sex, Ordnung, Liebe — irgendetwas, das dem Leben einen Sinn verleiht. Palahniuk selbst scheint diesen Sinn in einer fast zwanghaft detaillierten Schilderung seiner Schauplätze zu finden. Egal, wo seine Protagonisten sich befinden, der Leser wird jede Kleinigkeit über ihr Umfeld erfahren. Diese Kritik ist allerdings eher unwesentlich angesichts der Frage vieler Kritiker nach der Zurechnungsfähigkeit des Autors. Palahinuk weiß, dass unser fragmentiertes Weltverständnis ein gewisses Maß an Wahnsinn nötig macht, um zu überleben und um über diese Welt zu schreiben. Er schreibt Prosa, die unserer Wirklichkeit gerecht werden will, keine Fluchtliteratur. Und er hat trotzdem Spaß dabei. –Hannes Riffel

 

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