Blaue Stunde

Die dunkelste Zeit des Jahres ist da. Die kürzesten Tage, in denen ich Kerzenlicht noch mehr als sonst liebe. Es ist schön, in und vor den Häusern zu sehen, wie die Menschen Lichtpunkte setzen. Auch manche Geschäfte in der Stadt sind wunderschön erleuchtet und geschmackvoll dekoriert. Was ich aber überhaupt nicht mag, sind blinkende, bunte Lichtorgeln; bei Nachbars denke ich an die Weihnachtsdeko einer sizilianischen Pizzeria und wenn ich nachts rübersehe und dort der Balkon im Stakkato blinkert, bin ich immer zwischen Verärgerung und Belustigung hin- und her gerissen. Man hat den Eindruck die Weihnachtsdekoration hierzulande „amerikanisiert“ sich – immer noch größere Rentierherden ziehen durch die Vorgärten.

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Habt Ihr euch schon einmal den Weltatlas der Lichtverschmutzung angesehen? Die meisten Menschen hier in Europa können den Sternenhimmel nicht klar sehen, denn das Kunstlicht verhindert dies. Tiefschwarze Nacht gibt kaum noch. Um Licht zu sehen, brauchen wir die Dunkelheit.

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Kein Zufall, dass bei mir auf dem Couchtisch momentan Otl Eichers „Gehen in der Wüste“ liegt. Dieses fantastische Buch tut der Seele gut. Ich kann es euch nur empfehlen (ein Weihnachtsgeschenk vielleicht?) Sowohl Text als auch Fotos sind umwerfend! Nirgendwo sonst ist der Himmel so klar und die Luft so trocken, dass sich kein Dunst bilden kann und jeder Stern ohne Blässe zu sehen ist. Die Sterne stehen in der Wüste zum Greifen nahe vor uns und gerade in der dunkelsten Zeit des Jahres überkommt mich der Wunsch, die Wüste kennen zu lernen, besonders heftig.

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Gerade im Advent entfliehe ich gerne der Betriebsamkeit und zelebriere die blaue Stunde. Diese geheimnisvolle Zeit zwischen Tag und Nacht, wenn es dämmert und die Luft blau wird und nach und nach die Nacht über uns kommt.

Eine Tasse Tee, Stille, Schweigen, eine Kerze und einfach nur der Blick zum Fenster hinaus. Man wird ganz ruhig und der Blick geht mehr und mehr nach innen. Wie gut das tut.

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An ein Fenster im Wohnzimmer habe ich dieses Jahr ein altes geschmiedetes Gitter gelehnt und kunterbunt mit Sachen, die mir lieb sind geschmückt. Zwischendrin ein paar kleine Windlichter. Es sieht – gerade zur blauen Stunde – besonders zauberhaft aus.

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