tempus fugit

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Foto April/2013 in Biertan (deutsch Birthälm) Kreis Sibiu, in Siebenbürgen, Rumänien.

 

Die Gemeinde Biertan besteht heute aus den Dörfern Biertan (dt. Birthälm), Richis (dt. Reichesdorf).

Nach 30 Jahren war ich wieder dort… die Zeit – scheinbar – stehengeblieben. Scheinbar, denn natürlich hat sich in diesen 30 Jahren enorm viel geändert. Die grausame Diktatur Ceaucescus ist zum Glück ein Alptraum von einst. Die vielen deutschen Familien, die in diesem Ort seit Jahrhunderten ansässig waren , sind zu 95% ausgewandert. Alte Werte, die den Menschen dort wichtig waren und die sehr hoch gehalten wurden, im Verschwinden begriffen – der Assimilation steht auf Dauer nichts mehr im Wege.

Ich sprach mit einer jungen Frau, die im Touristeninfostand arbeitet. Ich höre so gerne die Siebenbürger Sachsen Deutsch sprechen – das harte rollende R – einige Worte im Sprachgebrauch, die bei uns weniger üblich sind … ja, sie kennt noch die Familie, bei der ich damals zusammen mit meinem Bruder zu Gast war. Der Hausherr war Lehrer und Kirchenorganist. Er hat uns damals sehr stolz die Kirchenburg (UNESCO-Weltkulturerbe) gezeigt und viele interessante Dinge erklärt.

 

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Oben auf dem Burggelände

 

Mir noch lebhaft in Erinnerung: das Scheidungshaus. Es befindet sich im innersten Mauerring. Hier wurden die scheidungswilligen Paare eingeschlossen – und zwar mit nur einem Bett, einem Tisch, einem Stuhl, einem Teller, einer Tasse, einem Löffel usw. Sie wurden so lange dort gehalten, bis sie wieder von ihrer Trennung absehen wollten. In den 400 Jahren, in denen das Scheidungshaus genutzt wurde, soll es angeblich nur eine einzige Scheidung gegeben haben …

 

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Blick hinunter auf das Dort Biertan

 

Lange standen wir hier und genossen den Blick hinunter auf die alten Dächer des Dorfes. Diese Ruhe …. man hat das Gefühl, man ist in einer anderen Zeit gelandet. Kein „modernes“ Geräusch… Zirpen der Grillen, ein krähender Hahn…

„wie bei Findus und Petterson“, meinte mein Sohn ganz verträumt. Stimmt, es gleicht einem Idyll und sicher kommen wir wieder …

 

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Tipp: wir hatten bei unserem „Road-Movie“ keine feste Bleibe…. aber wer gerne mal runterfahren möchte … kann sich doch mal bei Paul umsehen (klick) – er vermietet im Nachbardorf Richis ein Ferienhaus. (Lieber Paul, wir haben es nicht geschafft, deiner Einladung auf ein Glas Wein bei dir zu folgen, weil wir leider noch die lange Fahrt nach Timisoara hatten… aber wir kommen sicher beim nächsten Mal – und dann für ein paar Tage!)

 

 

 

 

 

 

 

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3 Antworten zu tempus fugit

  1. Ilse sagt:

    Schöne Geschichte. Nur das mit dem Scheidungshaus, gruslig. Es gab vielleicht nur eine Scheidung, aber ist überliefert, wie viele Morde??

  2. David sagt:

    Sehr interessanter Reisebericht, genau – wunderbar!

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