Es muss einfach sein …

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

 

Rainer Maria Rilke

 

rose

Foto: „Gräfin Diana“ – eine der vier Duftrosen, die wir letztes Jahr gepflanzt haben und die uns in diesem Sommer (und bis heute) mit vielen Blüten erfreut haben.

 

Heute, zum kalendarischen Herbstanfang wieder dieses einzigartige Gedicht. Immer wieder lerne ich es auswendig – jeden Herbst fehlen meinem Gedächtnis dann doch Teilstücke. Diesmal aber! … vielleicht schaffe ich es? Wir werden es nächstes Jahr ja sehen…

Was für ein grandioser Sommer. Gestern saßen wir mit Freunden beim Vietnamesen in seinem wunderschönen Biergarten unter den Bäumen. Kein Jäckchen war nötig – es war fast tropisch warm. Und wenn heute abend dieses Wetter zusammenbrechen soll, kann man nur sagen: der Sommer war sehr groß!

 

 

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10 Antworten zu Es muss einfach sein …

  1. ak-ut sagt:

    unübertroffen, der rilke – ich stimme dir voll und ganz zu! hach ja, der leckere vietnamese in so schöner umgebung…
    lg anja mit blick auf den weinberg

  2. Anita sagt:

    Dieses Gedicht fällt mir auch immer zu Herbstbeginn ein, es ist zu schön und ich werde es diesmal mitnehmen auf meinen Blog. Der Sommer dieses Jahr wird mir mit Sicherheit als ein ganz besonderer in Erinnerung bleiben, so lang und angefüllt mit schönen Tagen und langen Abenden.
    Liebe Grüße
    Anita

  3. Rena sagt:

    Ja, der *Sommer* war sehr groß!
    Mit dem Gedicht von „Rilke“ ich liebe es seit ewiger Zeit, wird es uns mit dem Atem Herbst leicht gehen – die Tage werden noch hell sein – und wir können noch „ernten“ –
    und die letzte Sonnenblume……die pflücke ich für dich, Ellen !!
    Danke, für den 1. September.
    Liebe Grüße *rena*

  4. Doro sagt:

    Sehr schönes Gedicht- ob ich es wohl auch mal mit dem Auswendiglernen versuche,fragt sich Doro Liebe Grüße!

  5. Quer sagt:

    Er ist wunderbar stimmig, dein Post zum Septemberanfang!

    Rilke spricht uns da voll aus dem Herzen. Ja, das Gedicht würde ich auch gerne abrufen können, auswendig, bin aber weit davon entfernt!

    Dir einen schönen, reichen Herbst, Ellen!
    Mit liebem Gruss,
    Brigitte

  6. berrynaeht sagt:

    Dieses Gedicht liegt wohl in der Luft …. gestern dachte ich angesichts des vermutlich letzten hochsommerlichen Tags über den kommenden Herbst nach und da kam mir auch die Zeile „Der Sommer war sehr gross“ in den Sinn… Es freut mich, dass du das Gedicht eingestellt hast.
    Liebe Grüsse, berry

  7. antje sagt:

    Hallo meine Liebe, meteorologisch (und auch wettermässig) ist er heute der Herbstanfang, bis zum kalendarischen bleiben uns danklenswerterweise noch 20 Tage Sommer – daher ist bei mir im blog noch die 5.Jahreszeit à la Tucholsky…
    lG
    antje

  8. Christine sagt:

    Wie wunderbar das passt!!
    LG
    Christine

  9. Christine sagt:

    Wie wunderbar das passt!!
    LG
    Christine

  10. Judika sagt:

    ja, den Rilke mag ich sehr.
    In der Kurstadt war es gestern auch tropisch, eine Freundin und ich saßen im ärmellosen Kleid bis spät in die Nacht um meinen letzten Urlaubstag zu zelebrieren.
    herzlich Judika

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